
Ein wichtiges Ausdrucksmittel ist bei Barbara Ehrmann schon seit langer Zeit der Werkstoff Wachs. Er entrückt ihre Bildschöpfungen in einen Bereich des Mystischen, Vagen und Uneindeutigen. Barbara Ehrmann notiert in ihrem Tagebuch: „Das Eintauchen der Bilder in Wachsschichten entfremdet, verbirgt, versiegelt das Darunterliegende, verunsichert unsere Wahrnehmung“.
Das Eintauchen der Bilder in Wachs ist somit nicht nur von ästhetischer Natur, sondern drückt eine tiefere Bedeutung aus. Die Wachsschicht ist eine verletzliche Haut, eine milchig-transparente Sphäre, durch die alles in schwereloser Balance durchscheint und von Licht und Energie durchdrungen ist. Das Eintauchen der Bilder hat mit dem Gefühl der Ferne zu tun, das mehrschichtig ist: Es betrifft die Zeit in Form von verblassender Erinnerung, den Raum in Form von unscharfer Wahrnehmung und das menschliche Innere in Form von Entrückt- und Nichtgreifbarsein sowie prekärem Empfinden. Das Eintauchen meint auch den Überlebenskampf des Menschen in lebensfeindlichen Bedingungen, sei es zwischenmenschlicher Art oder eben bezüglich der Umwelt, etwa in der Wüste oder im Wasser.
Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck, aus der Vernissagerede „eingetaucht“ im Jenaer Kunstverein 2014